04.05.2020

Afrika steht aufgrund der Covid-19 Pandemie vor einer massiven Rezession; rund 20 Mio. Jobs sind bedroht. Internationale Experten rufen daher die europäischen Regierungen in einem "Call for Action" zum Handeln auf. Europäische Entwicklungsbanken sind ein unverzichtbares Instrument, um den Privatsektor in gefährdeten Ländern rasch zu unterstützen.

Internationale Finanzexpertinnen und -Experten, darunter Thomas Wieser, Chairman der High-Level Wise Persons group on the European financial architecture for development, weisen auf die dramatischen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie in Afrika hin. Multilaterale Geldgeber wie die Weltbank schnüren Hilfspakete für die afrikanischen Länder. Diese allein werden jedoch nicht ausreichen. Neben der bereits angelaufenen Unterstützung für das vorwiegend öffentliche Gesundheitssystem bedarf es dringend der Unterstützung für afrikanische Unternehmen, um die ohnedies knappen Arbeitsplätze zu erhalten. Denn auch wirtschaftliche Verwerfungen kosten Menschenleben. 

Die Europäischen Entwicklungsbanken (EDFI) sind in der Position, nicht nur kurzfristig Jobs zu sichern, sondern auch langfristig in die afrikanische Wirtschaft zu investieren. Dazu braucht es aber einen kohärenten Ansatz der europäischen Regierungen und mehr Mittel. 

"Als Mitglied der EDFIs tragen wir dieses Anliegen voll mit. Unser Hauptanliegen ist es, unsere Kunden bestmöglich bei der Bewältigung dieser Krise zu unterstützen und gerade jetzt, wo der Bedarf am größten ist, geeignete Finanzierungen bereitzustellen, die den Privatsektor stärken, Unternehmen ein Überleben ermöglichen und Arbeitsplätze erhalten", so die OeEB-Vorstände Sabine Gaber und Michael Wancata.

Herausforderungen für Afrika

Afrika steht bereits vor einer dramatischen Rezession, vielleicht sogar noch schlimmer als Europa. Schätzungen zufolge könnten mindestens 20 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. "Viel hängt davon ab, wie schnell und wie entschlossen wir handeln", ist Thomas Wieser überzeugt. "In Europa haben wir den Vorteil, unseren Unternehmen mit günstigen Krediten zur Hilfe kommen zu können. Die meisten afrikanischen Regierungen haben nicht den finanziellen Spielraum, um auf diese Weise zu reagieren."

In Ländern mit niedrigerem Einkommen sind 90% der Arbeitsplätze im privaten Sektor. Der Verlust von Arbeitsplätzen und die daraus resultierende Armut könnten die Zahl der Todesopfer durch die Krankheit vervielfachen. Frauen und Mädchen sind überproportional betroffen.

Wie Entwicklungsbanken helfen können

"Was Afrika jetzt braucht, ist ein Ansatz, der mindestens so weitreichend ist wie jener in den OECD-Ländern", führt Wieser aus. "Ansonsten wird der Kontinent in seiner Entwicklung um ein Jahrzehnt zurückgeworfen." Die Experten stellen den Entwicklungsbanken ein gutes Zeugnis für die unmittelbare Unterstützung ihrer Kunden aus. Um aber langfristig die afrikanische Wirtschaft am Laufen zu halten, benötigen sie mehr Kapital und neue Flexibilität. Vor allem die Regierungen als Eigentümer und Auftraggeber der Entwicklungsbanken seien jetzt gefordert, Maßnahmen zu ergreifen. Die Verantwortlichen sollten Kapital zuführen und Programme zur Übernahme von Risiken aufstocken, gleichzeitig wären mehr Mittel für technische Hilfe wünschenswert.

Die europäischen Entwicklungsbanken seien am besten in der Lage, den Privatsektor in gefährdeten Ländern rasch zu unterstützen, indem sie ihren Kunden Notfallkreditlinien zur Verfügung stellen. Dies sei nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch im langfristigen Interesse Europas. Ein rechtzeitiges Eingreifen könne einen entscheidenden Einfluss auf die afrikanischen Volkswirtschaften haben und ihnen ein integrativeres und nachhaltigeres Wirtschaftsmodell ermöglichen. 

Unterzeichner

  • José Antonio Alonso, Professor of Applied Economics, Complutense University of Madrid (Spain)
  • Erik Berglöf, Professor, Director Institute of Global Affairs, LSE
  • Paul Collier, Professor of Economics and Public Policy, Oxford University (UK)
  • Alexander De Croo, Deputy Prime Minister, and Minister of Finance and Development Cooperation (Belgium)
  • Guilherme D’Oliveira Martins, Former Member of Parliament, Minister of Presidency and Minister of Finance (Portugal)
  • Stephany J. Griffith-Jones, Financial Markets Program Director, Columbia University
  • Nanno Kleiterp, Honorary Chairman of EDFI (Netherlands)
  • Norbert Kloppenburg, Former member of the management board of KfW (Germany)
  • Bert Koenders, Former Foreign Minister (Netherlands)
  • Benoit Leguet, CEO of I4CE, Institute for Climate Economics (France)
  • Mogens Lykketoft, Former Minister, Speaker, UNGA President (Denmark)
  • Kanini Mutooni, Managing Director, Toniic Institute
  • Franco Passacantando, Senior fellow at the LUISS School of European Political Economy in Rome (Italy)
  • Johann Schneider-Ammann, Former President (Swiss Confederation)
  • Erik Solheim, Former Minister of the Environment and International Development (Norway)
  • Vera Songwe, Executive Secretary, UN Economic Commission for Africa
  • Lars Thunell, former CEO of IFC (Sweden)
  • Erkki Tuomioja, Member of Parliament, former Minister for Foreign Affairs (Finland)
  • Bruno Wenn, Chairman of EDFI (Germany)
  • Thomas Wieser, Chair, High-Level Wise Persons group on the European financial architecture for development (Austria)